Moto Djali Jacke

Es gibt mehr Mode für Haustiere als für Rollstuhlnutzer_innen

Kleidungsstücke passen im Rollstuhl nur selten perfekt – die Hosenbeine wie beim  Hochwasser, die Ärmel schleifen an den Rollstuhlrädern und das Oberteil bildet vorn eine unvorteilhafte Stoffwurst. Manchmal drücken die unnützen Hosentaschen am am Po. Der verflixte Knopf, der zu enge Schnitt – Rollstuhlnutzer_innen wird das Fashion-Erlebnis nicht immer leicht gemacht.

Barrierefreie Mode

Eine Lösung des Problems: Barrierefreie Kleidung. Vorteile sind einfaches, schnelles, angenehmes und möglichst eigenständiges An- und Auskleiden. Spezielle Schnitte, die für die Körperformen von Rollstuhlnutzer_innen optimiert sind, steigern den Modespaß.

Nicht nur das: Barrierefreie Mode kann einen wichtigen Beitrag für die soziale Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung ihrer Träger_innen leisten. Denn Menschen mit Behinderung_en haben einen erschwerten Zugang zu passender Kleidung für Beruf, Freizeit und besondere Anlässe.[1] Dies schränkt ihre gesellschaftliche Teilhabe erheblich ein.[2] Der eklatante Mangel an situativ angemessener Bekleidung für gesellschaftlich behinderte Menschen steigert wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nachweislich ihre Stigmatisierung und reduziert die persönliche Zuversicht aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können.[3]

Barrierefreie Mode bietet zudem viele Vorteile für Menschen mit unterschiedlichen Ansprüchen – aufgrund von Prothesen, temporären Verletzungen, altersbedingten und kognitiven Einschränkungen oder chronischen und Autoimmun-Erkrankungen. Auch beginnen immer mehr assistierende Personen barrierefreie Mode zu schätzen, da das An- und Auskleiden weniger Zeit in Anspruch nimmt und gesundheitsschonender ist.

No Fashion, No Passion

Menschen mit Behinderung_en existieren als Zielgruppe in der Modebranche praktisch nicht.[4] Als hätten sie keinen Modegeschmack oder wären nicht individuell.

Es gibt zu wenig Hersteller, die barrierefreie Mode entwickeln. Und wenn, dann ist die Auswahl eher beschränkt: Die Hauptzielgruppe sind Senior_innen. Die Kleidung hat überwiegend Funktionsästhetik. Das Produktangebot in puncto Stoffen, Verschlüssen oder Styles ist wenig divers und zeitgemäß. Das “Verschlussproblem” wird meist mit Klettverschlüssen gelöst, die schnell mal andere Kleidungsstücke ruinieren. Menschen mit Behinderung_en werden bislang vor allem als Patient_innen gesehen. Das spiegelt sich u.a. im Markennamen wider, der zumeist “Rolli”, “Reha” oder “Pflege” enthält. Dadurch wird Behinderung als bloßes Defizit und einzige Eigenschaft wahrgenommen.

MOB Industries

Uns hat es gereicht!  2019 haben wir in Wien MOB Industries gegründet, um frischen Wind in den Markt für barrierefreie Mode zu bringen. Wir entwickeln Designermode im mittleren Preissegment für alle Körper. Der Name ist Programm: Das MOB in MOB Industries steht für „Mode ohne Barrieren“. MOB verbindet Fun, Funktion und Mode — für Menschen mit und ohne Behinderung_en. MOB Mode ist damit nicht nur barrierefrei, sondern inklusiv. Praktische Funktionalität trifft modischen Anspruch und neue Coolness, egal ob im Sitzen oder Stehen.

Wir stellen die Ansprüche von Rollstuhlnutzer_innen ins Zentrum. Deshalb sind diese von Anfang an maßgeblich an der Entwicklung der Kollektionen beteiligt. Nicht nur das: In der kommenden Kollektion designt beispielsweise ein Rollstuhlnutzer eine limited edition. Zudem kooperieren wir mit jungen Modelabels. Dadurch können wir eine Bandbreite an unterschiedlichen Designs anbieten.

Die Mode ist bürotauglich, die Stoffe sind bequem, die Schnitte bieten mehr Spielraum und sind praktisch durchdacht. Wir produzieren in Wien und verwenden dabei modernste, hochwertige Materialien und weltweit innovative Verschlusssysteme. Bald kommt unsere Bio-Leinen-Kollektion – nachhaltig hergestellt in Österreich. Watch out for more, denn Fashion Is Passion!

 

[1] Thoren, Marianne: „Systems approach to clothing for disabled users. Why is it difficult for disabled users to find suitable clothing“. In: Applied Ergonomics, 27:6, 1996, S. 389-396

[2] Lamb, Jane M.: „Disability and the social importance of appearance“. In: Clothing and Textiles Research Journal, 19(3), 2001, S. 134-143; Watson, Anna Freeman et al.: „Caregivers‘ Perceptions of Clothing for People with Severe and Profound Intellectual Disabilities“. In: Perceptual and Motor Skills, 110:3, 2010, S. 961 – 964

[3] McBee-Black, Kerri und Ha-Brookshire, Jung: „Exploring Clothing as a Barrier to Workplace Participation Faced by People Living with Disabilities“ In: Societies, 8:1, 2018, S. 1-17

[4] LaGrande, Ninia: “Was du interessierst dich für Mode?” In: Missy Magazin, Juli 2018